Die Geschichte vom Tintenhäschen
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Es war einmal ein kleines Tintenhäschen. Es lebte nicht auf Papier sondern ‚in‘ ihm - genau zwischen den Linien eines alten, vergessenen Notizbuchs. Seine Pfoten waren von Tinte ganz schwarz und wo es entlanghüpfte, da entstanden keine Worte, sondern kleine Spuren, die man nur mit dem Herzen lesen konnte.
Die Menschen die dieses Notizbuch einst in Händen hielten, blätterten oft darüber hinweg. Sie sahen nur Gekritzel, verwischte Buchstaben, seltsame Schlaufen.
„Unleserlich“, sagten sie, „so kann man doch nicht schreiben“
Und das Tintenhäschen senkte jedes Mal ein wenig den Kopf.
Doch eines Tages kam jemand. Kein gewöhnlicher Mensch - sondern jemand mit einem inneren Ohr für stille Zeichen. Jemand der selbst eine Schrift trug, die sich nicht anbiederte, sondern zeigte wie sie war.
Echt. Weich. Scheu.
Dieser Mensch schlug das Notizbuch auf - und blieb bei den Tintenspuren stehen. Er las nicht, was da stand. Er fühlte, wer da war.
„Du brauchst kein Schloss, kleines Buch“, sagte er leise. „Dein Geheimnis ist schon sicher - in deiner Spur“
Und das Tintenhäschen? Es schnüffelte ein wenig an der Stimme. Dann machte es einen kleinen Freudensprung - direkt über das Herz des Eintrags und hinterließ dort einen winzigen Tintenkuss.
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