Eine kleine Maus wohnte sehr nah am Rande des Waldzimmers, nah genug, dass der Wind dort schon ihren Namen kannte. Sie lebte in einem Erdloch mit Moosvorhang, Walnussteetassen und einer selbstgezogenen Eichelpflanze auf dem Fensterbrett.
An diesem Tag war die Luft schwer – so schwer, dass die Gräser flüsterten: „Etwas ist unterwegs.“
Und tatsächlich. Zwei große Tiere kamen den Hang hinaufgestampft. Das eine stapfte voran, das andere tappte hinterher und schien sich in seiner eigenen Spur verlaufen zu haben.
„Was macht ihr denn hier?“, piepste die kleine Maus, die sich eigentlich gerade die Ohren zuhalten wollte.
„Wir haben nichts gehört von dir!“, rief das vordere Tier und trat dabei auf ein Stück Farn, das die Maus mühsam eingetopft hatte. „Wir dachten, dir sei etwas Schlimmes passiert! Vielleicht lagst du irgendwo – unter einer Wurzel! Ohne Wasser! Ohne Moos! Ohne Nachricht an uns!“
Die Maus sah sie beide an. Das hintere Tier blickte beschämt zu Boden, schnaufte.
„Ich hatte doch einen Zettel rausgehängt…“, sagte die Maus vorsichtig. „Drauf stand: ‚Ich bin gerade viel beschäftigt. Schreibt, wenn es etwas Dringendes ist.‘“
„Das war zu förmlich!“, empörte sich das vordere Tier. „So schreibst du nie! Das war nicht von dir!“
„Aber… ich hab’s doch geschrieben. Für mich. Damit ihr’s wisst.“
Die Maus fühlte, wie ihr kleines Herz pochte. Nicht aus Angst – aus Klarheit.
„Ihr dürft hier durchlaufen“, sagte sie dann. „Aber mein Nest… mein Nest ist kein Ort für große Tiere.“
Das hintere Tier nickte, fast unmerklich. Das vordere schnaubte und trat im Rückzug noch einmal auf den Farn.
Als sie dann fort waren, legte die kleine Maus einen neuen Zettel an den Eingang:
„Besuch nur mit Herz. Ohne Stampfen. Ohne Drama.“
Dann kochte sie sich Walnusstee, schloss den Moosvorhang, atmete tief ein… und ließ das Nest wieder einen heilen Ort sein.