Im Unterholz, nicht weit vom Herzweg entfernt, da trafen sich zwei, die sich längst schon kannten – nicht aus Worten, nicht aus Jahren, sondern aus dem feinen Wissen, dass manche Nähe nicht erklärt werden muss.
Eine Maus und ein Igel saßen sich auf alten Gartenstühlen gegenüber. Zwischen ihnen: Ein Tischchen mit einem fein, gehäkelten Tischtuch, helles Porzellan, zerbrechlich und still und in der Mitte – ein Blümchen in einer kleinen Vase, das weder gepflückt noch gekauft worden war.
Die kleine Maus lächelte und sagte leise zum Igel:„Hier… schau doch mal durch meine Augen “
Sie reichte ihm ihre Brille – eine Brille ganz ohne Gläser, aber mit einem Rahmen, in dem Erinnern und Vertrauen wohnten.
Der Igel nahm sie behutsam entgegen, setzte sie auf und hielt inne. Dann lächelte er – erst still - dann mit einem Ausdruck zwischen Staunen und Wiedererkennen.
„Oh… sieh nur“, murmelte er, „Ich kenne deinen Blick.“
Er erhob sich langsam, wie man aufsteht, wenn man das Gewicht eines stillen Schatzes mit sich trägt. Und ging durch den Garten – ließ den Blick über die kleinen Blumen wandern, den alten Zaun, auf dem ein Schmetterling saß wie ein Satz, der nicht zu Ende geschrieben werden muss.
Und als er zurückkam, setzte er sich wieder zu ihr, legte die Brille behutsam auf das Tischchen und sagte:
„Ich habe nichts Neues gesehen. Aber ich habe anders gesehen. Und das war wie Heimkommen.“
Die Maus nickte nur. Und ihre Augen lächelten.